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30 Jahre Informieren – Dokumentieren – Archivieren

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30 Jahre informieren – dokumentieren – archivieren

Der i.d.a.-Dachverband wird 30 – ein guter Zeitpunkt, um zurückzublicken: auf mutige Anfänge, wegweisende Vernetzung und einen langen Kampf um feministische Geschichtsschreibung.

Wie alles begann

Die Neue Frauenbewegung der 70er- und 80er-Jahre hatte eine zentrale Forderung: die eigene Geschichte zu dokumentieren und zu bewahren. So entstanden im deutschsprachigen Raum zahlreiche autonome Frauenarchive, Dokumentationsstellen und Bibliotheken. Doch bald stellte sich die Frage: Wie lässt sich ein wachsendes Netzwerk mit so unterschiedlichen Schwerpunkten organisieren? Die Antwort kam 1994 in Bremen: die Gründung des i.d.a.-Dachverbandes. Damit war ein wichtiger Grundstein für die Erfolgsgeschichte der deutschsprachigen Lesben- und Frauenarchive gelegt.

Vom ersten Treffen zum stabilen Netzwerk

Der Ausgang für die Vernetzung erfolgte bereits 1983 in der Nähe von Osnabrück beim ersten Treffen während der Bielefelder Frauenwochen. Schnell wurde ersichtlich, dass der fachliche Austausch, die Professionalisierung und die Sichtbarkeit feministischer Archive regelmäßiger Treffen bedurften. Trotz prekärer finanzieller Situation wuchs das Netzwerk über Deutschland hinaus – Archive aus der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Südtirol schlossen sich an. Die selbstorganisierten Treffen entwickelten sich zu hochkarätigen Fachtagungen. Themen wie feministische Konzepte, Oral-History-Projekte, Finanzierung und digitale Archivierung standen auf der Tagesordnung.
Schon früh rückte die lesbische Perspektive stärker in den Vordergrund, was schließlich zur Umbenennung des Netzwerks führte: Von nun an hieß es „Archivetreffen der deutschsprachigen Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen“ – ein Name, der bis heute Bestand hat.

Ein Dachverband entsteht

Schon während der ersten Treffen wurde klar, dass es mehr Struktur braucht. 1984 beim Treffen bei der Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauenstudien und Frauenforschung an der Freien Universität Berlin wurde beschlossen, dass die Archivetreffen zweimal im Jahr, jeweils bei einem anderen Archiv bundesweit, stattfinden sollen. Rundbriefe mit Protokollen, Selbstdarstellungen und Informationen wurden ab 1984 systematisch als Kommunikationsmittel eingesetzt. Bereits 1985 wurde während eines Archivetreffens im Feministischen Archiv und Dokumentationszentrum Frankfurt über die Entstehung einer Dachorganisation für deutschsprachige feministische Archive gesprochen. 1987 löste eine erweiterbare Loseblattsammlung – die „blaue Archivführerin“ – die zuvor von Karin Schatzberg herausgegebene Broschüre „Frauenarchive und Frauenbibliotheken“ ab. Diese Sammlung enthielt Kontaktdaten, thematische Schwerpunkte und Recherchemöglichkeiten aller beteiligten Archive.
1993 wurde die Idee eines Dachverbandes konkret. Während des Archivetreffens bei MONAliesA – Feministische Bibliothek & Archiv Leipzig wurde über einen Satzungsentwurf diskutiert, mit den Zielen: bessere Finanzierungsmöglichkeiten, stärkere Vernetzung und mehr Sichtbarkeit für feministische Archivarbeit für alle beteiligten Einrichtungen zu realisieren. Beim Treffen 1994 in Bremen bei belladonna e.V. war es dann so weit: i.d.a. war gegründet! Und bis heute bleibt sich i.d.a. und seinen Kernaufgaben treu: informieren, dokumentieren, archivieren!

Digitaler Wandel: Vom ersten Computer zum DDF

Die Digitalisierung spielte von Anfang an eine große Rolle. In den 1990er-Jahren wurde noch heftig über computergestütztes Arbeiten diskutiert – aber die ersten Datenbanken und Computer hielten Einzug in die Archive. Beim Archivetreffen 2015 bei CID, Centre d’information et de documentation des femmes Luxemburg, ging ein besonderes i.d.a.-Projekt online: die Datenbank META, die feministische Archivalien aus fünf Ländern bündelt. Der nächste herausragende i.d.a.-Meilenstein folgte 2018: Das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF) ging mit einem fulminanten Festakt während der Feministischen Sommeruni in Berlin an den Start. Die Plattform verbindet, informiert und macht feministische Geschichte sichtbar – ein großer Schritt im Kampf gegen das Vergessen.

Gemeinsam gegen das Vergessen

30 Jahre i.d.a. – das bedeutet 30 Jahre feministische Erinnerungskultur, 30 Jahre beharrliche Vernetzung, 30 Jahre Sichtbarmachung marginalisierter Perspektiven. Und wir machen weiter: feministisches Wissen bewahren, Geschichte schreiben, Zukunft gestalten!

belladonna, Bremen

Bildunterschrift
Auszug aus dem Booklet "Gemeinsam dem Vergessen entgegen", 2023

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