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Veranstaltungsreihe „Care-Revolution als soziale Bewegung“ 2015, Hamburg

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Politiker_innen klopfen sich auf die Schulter: aus der Finanzkrise sei das Land gestärkt und ohne größere Blessuren hervorgegangen. Doch auf wessen Kosten gehen die Maßnahmen, die als „Krisenlösungen“ verkauft werden? Und was ist eigentlich mit der Krise der sozialen Reproduktion und der Care-Arbeit?

Unsichtbare Arbeit muss sichtbar werden: Wer bringt die Kinder zur Kita? Wer pflegt die kranke Mitbewohnerin? Wer kümmert sich um Opa, kauft ein, wäscht ab, trocknet Tränen und hält die Freund_innen zusammen? Das sind alles Arbeiten, die meist unbezahlt, gering geschätzt und vielfach von Frauen geleistet werden. Aber auch bezahlte Care-Arbeit steht unter einem enormen Druck: Sie soll von möglichst wenigen Beschäftigten in immer kürzerer Zeit und für immer weniger Geld erledigt werden. Assistenzarbeit, mobile Altenpflege, Kinderbetreuung, Krankenpflege, soziale Arbeit, usw. leiden darunter immens. Dadurch steigen in vielen Bereichen Zeitdruck und Belastungen; soziale Ausschlüsse, Diskriminierungen und Rassismus nehmen zu. (Text aus: care-revolution.site36.net/aktivitaeten)

Wer für wen arbeitet, war eigentlich schon immer eine der Grundfragen der sozialen Bewegungen. Eigentlich. Denn eine bestimmte Sorte Arbeit blieb meist unberücksichtigt: Wer den Haushalt erledigt, wer Kinder und Alte pflegt, wer kocht und putzt, das wurde zunächst weder in der Arbeiterbewegung noch in den sozialen Bewegungen der 1970er Jahre infrage gestellt. Schon früh gab es daran Kritik von feministischer Seite. Die Forderungen gingen vom Lohn für Hausarbeit bis hin zu einer anderen gesellschaftlichen Arbeitsteilung.
Derzeit wird die Debatte darum in der Wissenschaft unter dem Stichwort „Care“ geführt. Der Care-Begriff umfasst mehr als das, was zumeist unter Hausarbeit verstanden wird. Darunter sollen alle Tätigkeiten der Sorge um sich oder andere verstanden werden, egal ob sie zu Hause oder am Arbeitsplatz stattfinden, egal ob ein Erzieher Kindern Schuhe zubindet, eine Ärztin Sterbende begleitet oder eine Mutter für ihre Familie kocht. Dementsprechend geht es um grundsätzliche gesellschaftliche Verhältnisse: „Wie und mit wem wollen wir wohnen? Wie sorgen wir für uns und andere?“ (fr-online, 22.10.2014)

Als Ziele der „Care Revolution werden ausgegeben:

  • Menschliche Bedürfnisse und Interessen müssen im Zentrum der Krisendiskussion stehen.
  • Reproduktionsarbeit muss neu bewertet und umgestaltet werden.
  • Aus feministischer Perspektive sollen die für alle Menschen wichtigen Aufgaben in Bildung und Erziehung, Gesundheit und Pflege, aber auch Ernährung und Wohnraum zum Ausgangspunkt des politischen Handelns genommen werden.

Hier gibts die Resolution des Netzwerkes Care Revolution.

Eingebettet in diesen gesellschaftspolitischen Diskursrahmen setzt sich die DENKtRÄUME - hamburger frauenbibliothek 2015 in einer Veranstaltungsreihe aus verschiedenen Perspektiven mit dem Care-Bereich auseinander:

„Freiwillig zu Diensten“. Der schmale Grat zwischen Ehrenamt und Gratisarbeit
Donnerstag, 26.03.2015, 19.30 Uhr
Claudia Pinl
Kooperation mit Landesfrauenrat Hamburg e.V.

Die „cosmobile“ Putzfrau. Eine ethnographische Feldforschung in der „heimlichen Unterschicht“
Mittwoch, 29.04.2015, 19.30 Uhr
Prof. Dr. Maria Rerrich

Care-Arbeit und die Krise der sozialen Reproduktion am Beispiel Hamburg
Dienstag, 19.05.2015, 19.30 Uhr
Dr. Tanja Carstensen/Prof. Dr. Gabriele Winker

„Her mit dem guten Leben – für alle weltweit!“ Care Revolution als soziale Bewegung
Mittwoch, 08.07.2015, 19.30 Uhr
Dr. Antje Schrupp

Auf der Highroad – der skandinavische Weg zu einem zeitgemäßen Pflege­system. Ein Vergleich zwischen fünf nordischen Ländern und Deutschland
Mittwoch, 28.10.2015, 19.30 Uhr
Dr. Cornelia Heintze

Die Veranstaltungsreihe wird gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg – Eintritt: 3 €

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