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Frauenarchive digital entdecken

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Die Idee entstand 1987 bei einem Treffen feministischer Archive in der damals autonomen Schwarzen Witwe, der heutigen Frauenforschungsstelle Münster. „Das Problem war, dass Frauenarchive kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden“, erinnert sich Maren Bock, Gründerin von belladonna in Bremen. „Wir wollten mehr Sichtbarkeit für feministische Geschichte schaffen und auch Frauen außerhalb autonomer Zusammenhänge erreichen.“ Ein Jahr später wurde der erste Tag der Frauenarchive von einzelnen Archiven als Tag der offenen Tür begangen und findet seitdem jährlich statt.

Heute wird er von i.d.a., dem Dachverband der deutschsprachigen Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und dokumentationsstellen, getragen, der auch hinter dem DDF steht. Gemeinsam öffnen sie ihre Türen für Besucher*innen und zeigen ihnen, welche Schätze der Frauen- und Lesbenbewegungsgeschichte es in den Erinnerungseinrichtungen zu entdecken gibt Ganz bewusst fällt dieser Tag auf den Geburtstag der jüdischen Lyrikerin Rose Ausländer (1901–1988), die in diesem Jahr 120 Jahre alt geworden wäre. Sie überlebte die nationalsozialistische Verfolgung, wanderte in die USA aus und kehrte doch Mitte der 1960er Jahre nach Deutschland zurück. Bis ins hohe Alter blieb sie schreibend tätig. „Wirf deine Angst in die Luft […] / Sei was du bist / Gib was du hast“, heißt es in ihrem Gedicht Noch bist du da (1981) – eine mutmachende, bestärkende Hymne auf das Leben und eigene Handeln. Ihre Werke und Botschaften sind in vielen i.d.a.-Einrichtungen vor Ort zu entdecken. Feministisch in die Zukunft Dabei sind Frauenarchive eine Errungenschaft der Frauenbewegungen selbst. „Frauen-, Lesben- und Genderbibliotheken entstanden, weil die Interessen dieser sozialen Gruppen in einer männlich (weiß/hetero) dominierten Gesellschaft nicht berücksichtigt wurden“, schreibt Dr. Karin Aleksander, Gründerin der Genderbibliothek des ZtG der HU Berlin, im DDF.

„Es ging und geht darum, die Literatur der eigenen Gruppe/Bewegung, von und über Lesben/Frauen, zu bewahren, neue Bewegungs- und Forschungsliteratur, auch regional, zu sammeln, sie mit eigenen Klassifikationen, Thesauri und Suchworten recherchierbar zu machen und vor allem Räume zu schaffen, um Bildung und Bewusstseinsentwicklung der Nutzer_innen durch Studium, Kultur und Weiterbildung zu fördern.“

Die feministischen Erinnerungseinrichtungen sind damit mehr als Archive, Bibliotheken oder Dokumentationsstellen: Sie sind bewegungspolitische Räume und wichtiger Teil demokratischer Erinnerungskultur, Wissensvermittlung und Forschung. „So wie Kopernikus den Geozentrismus und Darwin den Artenzentrismus erschütterte, so ist es Aufgabe der Frauenbewegung und Geschlechterforschung, den Androzentrismus in Denken, Wissenschaft und Gesellschaft zu erschüttern“, meint Aleksander. Dies ist bis heute Aufgabe der i.d.a.-Einrichtungen und macht sie in Zukunft nicht weniger notwendig. Tag der Frauenarchive 2021: alles digital Auch in Pandemiezeiten bleiben feministische Archive sichtbar. Zum zweiten Mal findet der Tag nun erneut vor allem digital statt. Dafür laden die i.d.a.‘s unter dem #tagderfrauenarchive zu spannenden Online-Formaten – vom Live-Stream bis zur virtuellen Ausstellung: Archiv der deutschen Frauenbewegung – Online-Bits: Fundstücke der Frauenbewegungsgeschichte via Twitter, Facebook & Instagram des addf-kassel.de belladonna – digitale Führung | Online-Vernissage & Gespräch: Der Verein belladonna - Kultur, Bildung und Wirtschaft für Frauen lädt am 11. Mai zum virtuellen Tag der offenen Tür. Unter anderem gibt es ab 16.30 Uhr bei der digitalen Führung durch das Archiv Fundstücke aus der Geschichte und Gegenwart der Bremer Lesben- und Frauenbewegung zu entdecken.

Ab 19 Uhr findet ein Online-Rundgang durch die aktuelle Ausstellung Blaupause mit experimentellen Fotografien der Bremer Künstlerin Sara Förster statt, mit Künstlerinnengespräch im Anschluss. Keine Anmeldung erforderlich. Das gesamte Tagesprogramm auf: belladonna-bremen.de FrauenStadtArchiv Hamburg – Podcast: Am 11. Mai startet der Podcast Ihrerzeit vom FrauenStadtArchiv Hamburg. Darin kommen Zeitzeuginnen und Akteurinnen zu Wort, die durch ihr berufliches und ehrenamtliches Engagement für mehr Gleichstellung in Hamburg sorg(t)en. Im Gespräch mit Vivien Helmli, Leiterin des FrauenStadtArchiv Hamburg, erzählen sie, woher sie kommen und welchen Weg sie (für die Frauen) gegangen sind. Zu Gast in der ersten Folge ist Inga Müller, Leiterin des Archivs des Frauen*bildungszentrums DENKtRÄUME. Zum

Podcast: https://frauenstadtarchiv.hamburg/ Die Angebote der i.d.a.-Einrichtungen zum Tag der Frauenarchive am 11. Mai 2021 werden auf dieser Seite fortwährend aktualisiert.

 

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