Die World Health Organization (WHO) bezeichnet Gewalt gegen Frauen weltweit nach wie vor als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen – mehr als jede dritte hat in ihrem Leben bereits sexuelle, physische und psychische Gewalt innerhalb oder außerhalb einer Partnerschaft erfahren. Am 25.11. findet deshalb seit 1999 der Aktionstag gegen Gewalt an Frauen statt. Er geht zurück auf die Schriftstellerin Ángela Hernández, die ihn 1981 auf einem Kongress karibischer und lateinamerikanischer Frauenrechtsaktivistinnen in Bogotá als Aktionstag vorschlug. Das Datum sollte an die Ermordung der drei Schwestern Mirabal erinnern, die gegen den dominikanischen Diktator Rafael Trujillo gekämpft hatten und 1960 vom Geheimdienst ermordet worden waren. Die Zweite Frauenbewegung nahm sich seit den 1970er Jahren weltweit des Themas Gewalt gegen Frauen an. Die zahlreichen Kämpfe für die Befreiung aus vergeschlechtlichten Gewaltverhältnissen und für Hilfe zur Selbsthilfe haben viele i.d.a.-Einrichtungen dokumentiert:
ausZeiten e.V.
Als die Frauen und Lesben der Bochumer Frauenhaus-Initiative 1977 ihre Arbeit aufnahmen, waren sie sicher: Bochum braucht ein autonomes Frauenhaus! Wie schwer das umzusetzen war, wurde ihnen nicht nur im internen Austausch rund um die Zielsetzungen der politischen Frauenhaus-Arbeit klar, sondern auch in der Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden. In zähen Diskussionen rangen sie erst um die Anerkennung von Gewalt gegen Frauen durch die Verwaltungen, dann um die Finanzierung und schließlich um ein Haus. Trotz ihrer jahrelangen Arbeit lösten die Frauen Anfang der 1980er-Jahre ihre Initiative auf – feministische Sozialarbeit sei nicht möglich, sie würde die bestehenden Missstände ausglätten und damit Gewalt gegen Frauen gesellschaftlich ertragbar machen, nicht aber die Frauen befreien. Ein autonomes Frauenhaus sollte es in Bochum nie geben, ein gebasteltes aber schon.
FrauenMediaTurm
Der Flyer zur Fachtagung „Violence against Lesbians: Gewalt gegen Lesben“ (2000) kündigte die erste europaweite Konferenz an, die sich spezifisch mit Gewalt gegen lesbische Frauen auseinandersetzte. Organisiert von der Lesben Informations- und Beratungsstelle e.V., wurde sie im Rahmen der Daphne-Initiative von der Europäischen Kommission und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Die Daphne-Initiative, 1997 ins Leben gerufen, zielte darauf ab, Gewalt gegen Frauen, Kinder und andere Schutzbedürftige europaweit zu bekämpfen.
Trotz einer wachsenden Akzeptanz von Homosexualität in Deutschland war um die Jahrhundertwende die Alltagsrealität vieler Lesben weiterhin durch Diskriminierung und Gewalt geprägt. Studien zeigten, dass rund 80 Prozent lesbischer Frauen Erfahrungen mit Gewalt gemacht hatten, wobei psychische und sexuelle Gewalt besonders häufig vorkamen.
Deswegen richtete sich die Tagung besonders an Fachkräfte, die in ihrer Arbeit mit Gewalt gegen Lesben konfrontiert sein könnten, darunter Polizei, Sozial- und Gesundheitsdienste sowie Lehrerinnen und Wissenschaftlerinnen. Ein zentrales Thema war die Enttabuisierung von Gewalt innerhalb familiärer und partnerschaftlicher Beziehungen, die heute noch immer häufig im Verborgenen bleibt und zu großer Isolation von Betroffenen führt. Die Veranstaltung zielte darauf ab, diese Isolation durch Öffentlichkeitsarbeit, Sensibilisierung und die Qualifizierung von Fachkräften zu bekämpfen. Die Tagung bot eine Plattform für den europäischen Austausch und ExpertInnen diskutierten verschiedene Ansätze, die in der Dokumentation im FrauenMediaTurm nachzulesen sind.
Die Tagung war Teil eines internationalen Projekts, das 1999 gestartet wurde und als einziges seiner Art in Deutschland im Rahmen der Daphne-Initiative finanziert wurde. Über die Jahre hinweg hat sich die Daphne-Initiative weiterentwickelt, und nun werden im Rahmen des europäischen „Citizens, Equality, Rights and Values“-Förderprogramms Projekte in ganz Europa unterstützt – im letzten Jahr belief sich das Budget auf ca. 25 Millionen Euro.[1]
[1] Kontaktstelle CERV: Daphne, in: kontaktstelle-cerv.de, zuletzt aufgerufen am 02.09.2024 https://www.kontaktstelle-cerv.de/cerv-programm/daphne
FFBIZ
Das Foto entstand am 2. Dezember 1983 auf der Frauendemonstration anlässlich der Ermordung von Susanne Matthes im November 1983 in Berlin-Neukölln. Die Nachtaufnahme zeigt den Zug der Demonstrantinnen gegen Gewalt gegen Frauen durch die Stadt. Einige von ihnen halten ein Transparent hoch mit der Aufschrift "Es ist Krieg zwischen Männern und Frauen - Ich geh‘ jeden Tag hin".