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Internationaler Tag der Berge

Teasertext

Ausgrabungen, Aufstiege und Ausblicke: Im Dezember ist internationaler Tag der Berge – auf den ersten Blick kein feministisches Thema? Denken wir nicht und sichteten unsere Bestände.

Text

Seit 2002 gibt es den von der UNO initiierten Internationalen Tag der Berge als weltweiten Gedenktag am 11. Dezember. Bei den jährlichen Themensetzungen war bisher noch kein geschlechterspezifischer Schwerpunkt dabei. Wir fanden also, es sei höchste Zeit, dass im 20. Gedenkjahr auch diese Perspektive in Bezug auf Berge thematisiert wird.

Während der Beitragsplanung gab es dann eine Überraschung: Just in diesem Jahr wird zum Gedenktag am 11.12. das Thema „Frauen bewegen Berge!“ ausgerufen!
Die Materialien aus den i.d.a.-Einrichtungen zeigen, wie reichhaltig dieses Motto ist.  Bergsteigen, forschen, kämpfen, arbeiten oder dichten: Lesben/Frauen* und Geschlechteraspekte stecken auch in diesem Thema. Sie müssen nur gesehen, aufgedeckt und vermittelt werden. Denn egal ob Tourismus, Jugend, Klimawandel, Landwirtschaft oder Kultur: All diese Themen beinhalten auch Geschlechterfragen. Wie, dass zeigt eine Auswahl von Materialien aus unseren i.d.a.-Einrichtungen:

FrauenMediaTurm

Die Koryphäe. Medium für feministische Naturwissenschaft und Technik widmete der Beziehung zwischen Frauen und Bergen 2002 ein ganzes Heft. Die 1986 in Oldenburg gegründete Zeitschrift schaute in 23 Jahren und 45 Ausgaben mit feministischer Verve und viel Weitblick auf natur-, technik- und medizinwissenschaftliche Themen.

Das Heft Alpiner Alltag. Frauen und die Berge widmet sich Forscherinnen im Hochgebirge und ewigem Eis, Bergbäuerinnen, Alpinistinnen, Partisaninnen und dem alpinen Alltag. Einen weiteren wichtigen Aspekt bilden Fragen von Wirtschaftsnutzung und Naturschutz. Der Alpenraum, so schreibt Elke Szalai in ihrem Editorial, sei die am intensivsten genutzte Gebirgslandschaft der Welt. Zwischen Schützen und Nützen abzuwägen, sei immer eine Gratwanderung. Heutestellt sich dieses Problem durch den Klimawandel weiterhin mit großer Dringlichkeit.

Frauenarchiv Bozen - Archivio storico delle donne di Bolzano

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Cover der Publikation "Die Frauen für Frieden: Gegen Aufrüstung und Krieg Südtirol 1980 - 1986"
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Verhofer, Martha: Die Frauen für Frieden. Gegen Aufrüstung und Krieg. Südtirol 1980-1986. Meran: Alpha Beta Verlag 2020, 229 S., ISBN 978-88-7223-364-1.

Anfang der 1980er-Jahre zeichneten die atomare Aufrüstung, der Kalte Krieg und die zunehmende Umweltzerstörung eine düstere Zukunft. Der NATO-Doppelbeschluss vom Dezember 1979, der die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa vorsah, sorgte für Unruhe … und war der Anlass dafür, dass sich in Europa die Friedensbewegung neu formierte.

In ihr spielten die Frauen eine besondere Rolle: die Frauen für den Frieden in Deutschland, die vrouven voor vrede in den Niederlanden, die femme pour la paix in Frankreich drückten der Friedensbewegung einen weiblichen Stempel auf. In Südtirol gründete Irmtraud Mair die Gruppe „Frauen für Frieden“, die in den folgenden Jahren mit verschiedenen Aktionen die Öffentlichkeit für ihre Anliegen – Abrüstung, Abbau von Feindbildern, ökologische Wende – zu sensibilisieren versuchte.

Von 1980 bis 1984 veranstalteten die Frauen für Frieden jedes Jahr im Juni einen Friedensmarsch auf den Kohlererberg. Damit wurde Kohlern zu einem Symbolort für die Frauen für Frieden.
Der sich 1.200 Meter über der Landeshauptstadt Bozen erhebende Berg war von einer gewissen Popularität. Auf den Kohlererberg wurde bereits im Jahr 1908 die weltweit erste Seilschwebebahn gebaut, um Tourist*innen und Stadtbewohner*innen mühelos auf den Berg zu befördern.  Kohlern war dann auch beliebte Sommerfrische für Bozens Bürgerfamilien.
Während des Zweiten Weltkrieges war auf dem Titschen, so heißt der höchste Punkt des Kohlererberges, eine Flak-Stellung eingerichtet. Zu Beginn der 1980er-Jahre rückte der Kohlererberg erneut ins öffentliche Blickfeld. Es wurden dort nämlich militärische Vermessungsarbeiten durchgeführt, über deren Zweck allerdings keine Informationen gegeben wurden.
Für die Frauen für Frieden war das der Anlass den Kohlererberg symbolisch zu besetzen und dort in jährlicher Folge fünf Friedensmärsche zu veranstalten. Der letzte fand im Juni 1984 statt, danach stellte die Seilbahn für längere Zeit ihren Betrieb ein.
Diese Friedensmärsche begannen an der Bergstation der Seilbahn, führten durch den Wald und endeten auf einer Wiese unterhalb des Titschens. Dort wurden die Transparente aufgehängt, Friedenslieder gesungen, Reden gehalten, Theater gespielt und sich unterhalten.

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Plakat "Hände weg vom Titschen"
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Plakat von Domenikus Andergassen, Juni 1980; im o.g. Buch S. 50.
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Runggaldier, Ingrid, 2011. Frauen im Aufstieg. Bozen: Ed. Raetia. 9788872833469

Die Geschichte des Alpinismus war lange Zeit eine Männergeschichte: Sie wurde von Männern geschrieben und handelt von Männern. Frauen kamen darin kaum vor, allenfalls in kuriosen Anekdoten, als Komparsinnen oder Staffage, als exotische Erscheinungen in zweiter und dritter Reihe. Insofern unterscheidet sich die alpine Geschichtsschreibung nicht sehr von der allgemeinen Geschichtsschreibung, wie sie auch heute noch vielfach vermittelt wird – als eine Geschichte von Kriegen, Taten (und Untaten) von Männern, in der Frauen als Protagonistinnen fast gänzlich fehlen, so als wären die Zeit und ihre Ereignisse spurlos an ihnen vorübergegangen.
Über zehn Jahre hat die Publizistin und Kulturreferentin des Alpenvereins Südtirol Ingrid Runggaldier am Thema gearbeitet, unzählige Einzelstudien dazu gelesen, Archive ausgewertet, Museen besucht. Nun liegt das Ergebnis dieser umfassenden Recherche in Buchform vor: „Frauen im Aufstieg. Auf Spurensuche in der Alpingeschichte“ lautet der Titel des bei Edition Raetia erschienenen, reich bebilderten und 328 Seiten umfassenden Werkes. Frauen im Aufstieg ist durchaus als ein Buch über das Frauen-Bergsteigen zu lesen. Es stellt die großen Alpinistinnen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ausführlich vor, reiht ihre Leistungen auf und spürt ihren Motiven nach. Da stehen Beatrice Tomasson, die maßgeblich an der bahnbrechenden Erstbegehung der Marmolada-Südwand beteiligt war, neben der frühen Weltreisenden Ida Pfeiffer, Lucy Walker, die als erste Frau auf dem Matterhorn stand, neben der Expeditions-Managerin Hettie Dyhrenfurth. Es stehen führende Kletterinnen ihrer Zeit wie Paula Wiesinger Steger, Mary Varale und Loulou Boulaz neben der bedeutenden Alpingeologin Maria Matilda Ogilvie Gordon oder so widersprüchlichen und schillernden Figuren wie der Journalistin Alice Schalek oder der Regisseurin Leni Riefenstahl.

Quelle und Auszüge aus Rezensionen zum Buch:
https://www.raetia.com/de/berge-land-und-leute/440-frauen-im-aufstieg.html

Archiv der deutschen Frauenbewegung

Bergsteigende Frauen waren lange ein Novum. Es gab sie, aber sie sind häufig vergessen worden – zum einen, weil sie weniger aufschrieben als ihre männlichen Kameraden, zum anderen, weil sie in den aufkommenden Vereinen und Verbänden ein Nischendasein fristeten.

Eine wichtige Pionierin war Eleonore Noll-Hasenclever (1880 – 1925); eine Frau, die sich nie explizit für das Bergsteigen für Frauen einsetzte, die aber doch eine Wegbereiterin für begeisterte Bergsteigerinnen wurde.

Eleonore Noll-Hasenclever bestieg insgesamt 21 Viertausender, davon allein acht Mal das Matterhorn und auch mehrmals den Mont Blanc. 1909 begann sie mit dem Verfassen von schriftstellerischen Arbeiten über ihre Touren, die sie unter anderem auf verschiedene Gipfel der österreichischen, französischen Alpen und auch der Westalpen führten. Wie andere Pionier*innen des Bergsteigens, ereilte sie leider ein tragisches Ende: Beim Abstieg vom Bishorn in den Walliser Alpen starb sie 1925 durch eine Schneelawine – mit gerade einmal 45 Jahren.

Die Memoiren „Den Bergen verfallen“ erschienen posthum im Jahre 1932 und enthalten viele schöne Anekdoten über das Bergsteigen als Frau und Beschreibungen verschiedenster Touren dieser Wegbereiterin für andere Frauen im Bergsport. Vor allem aber sind sie eine Liebeserklärung von Eleonore Noll-Hasenclever an die Berge selbst: „Um das Glück, das die Berge ihren Getreuen schenken, ist es ein eigen Ding; es läßt sich nicht erzwingen. Wer aber je dieses Glück empfunden, der ist den Bergen für immer verfallen. Sie machen ihn unendlich reich, und ich glaube, er kann nie wieder ganz arm werden!“

Wenn Sie mehr über bergsteigende Frauen erfahren wollen: über einige Pionierinnen berichtete das AddF bereits in der Ariadne 69 „FrauenBewegung. Geschlechtergeschichte und Sport“. Die Artikel "‘A woman's place is on top‘. Frauenexpeditionen in den Himalaya“ von Martina Gugglberger und „Geschlecht, Bergsport und Erinnerung. Ein Porträt der österreichischen Bergsteigerin Liselotte Buchenauer (1922-2003)“ von Ute Sonnenleitner haben Frauen im Bergsport als Thema und sind ein wunderbarer Startpunkt für Interessierte.

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„Den Bergen verfallen. Alpenfahrten“ von Eleonore Noll-Hasenclever erschienen 1932

FFBIZ

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Reiseprogramme für Skiferien und Wandertouren 1985/86, Größe: DIN A 3

Das Plakat stammt aus dem Jahr 1985 und wirbt für Skiferien für Frauen in der Schweiz und eine Wandertour im Bayerischen Wald. Es gehört zu den Materialien des Vereins Frauen unterwegs. Frauen reisen e.V., der zusammen mit der Frauenkneipe Begine in der Potsdamer Str. 139 in Berlin Schöneberg ansässig war. Der Verein gründete sich schon 1983 und organisierte als einer der ersten Initiativen Reisen ausschließlich für Frauen.

Im Archiv gibt es neben Reiseprogrammen und -prospekten, Stickern und Presseartikeln über den Verein auch Unterlagen über eine von Frauen unterwegs organisierte griechisch-deutsche Frauentagung in Athen und Thessaloniki. Als Herausgeberinnen der Reihe „Frauenorte überall“ geben sie Informationen zu Ferienhäusern, -hotels und anderen Unterkünften nur für Frauen/Lesben in ganz Europa.

Objekttitel: Reiseprogramme für Skiferien und Wandertouren
Signatur: F Rep. 10 Berlin 21.22.15 + 19.1 (1475)
Plakat-Nr. 1475, Größe:  DIN A 3
Urheberin: Frauen unterwegs. Frauen reisen e.V.

Sammlung Frauennachlässe

Das Thema Berge und Alpinismus ist im Bestand der Sammlung Frauennachlässe gut dokumentiert. Vermutlich liegt das einerseits am Standort Österreich, andererseits aber wohl insbesondere am Umstand, dass gerade Freizeitaktivitäten in Selbstzeugnissen durchwegs oft thematisiert werden. Die Sammlung Frauennachlässe war daher auch bei der Ausstellung „Ich am Gipfel. Eine Frauenalpingeschichte“, die 2015/16 im Frauenmuseum Hittisau in Vorarlberg und dann in Meran in Südtirol gezeigt worden ist, mit zahlreichen Exponaten bzw. Lebensgeschichten vertreten.

Einige davon werden nun auch hier vorgestellt:

Thilde Fiederer (geb. Wiedemann, geb. 1904; SFN NL 133 II) lebte in Immenstadt im Allgäu. Sie war mit einem „Obersekretär“ verheiratet, ihr Sohn wurde 1927 geboren. Die gesamte Familie war sehr sportlich und auch in Schi- und Turnvereinen aktiv. Dazu sind zwei Reisetagebücher sowie 7 Fotoalben mit mehr als 500 Fotografien erhalten, die über Jahrzehnte die Reise- und Wanderbegeisterung von Thilde Fiederer und ihrem persönlichen Umfeld dokumentieren.

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Eine nicht weiter ausgewiesene Wandergruppe (ohne Ort und ohne Jahr) im Fotoalbum von Thilde Fiederer mit der Bildbeschriftung: „Wir alle erwarten bald unsere liebe Helene“ (SFN NL 133 II)
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Olga Landsiedl und Anton Landsiedl um 1900 mit dem Fahrrad – aus Wien! – am Tobliner See in Trient (SFN NL 279 I)

Olga Landsiedl (geb. Weinfurter, geb. 1868; SFN NL 279 I) lebte in Wien. Ihre Familie führte hier eine „Docht-, Schnür-, Börtl- und Nachtlichter-Fabrik“. Sie war gelernte Foto-Colouristin und begeisterte Alpinistin. Ihr Ehemann war Techniker und später Gymnasiallehrer, ihr Sohn wurde 1904 geboren. Der schriftliche Nachlass der Familie Landsiedl umfasst neben Korrespondenzen zahlreiche Fotografien, die zum großen Teil wiederum ihre teilweisen spektakulären Bergtouren (und Fahrradtouren dorthin) dokumentieren. Aus 1890 bis 1913 ist auch ein Tourenbuch erhalten.

Dipl. Ing.in Helga Wenninger (geb. Roithner, geb. 1925; SFN NL 262 I) war als Tochter einer Landarzt-Familie in Oberösterreich aufgewachsen. Nach dem „Reicharbeitsdienst“ absolvierte die begeisterte Alpinistin ein Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien. Bei einer Schiwoche mit ihrer Studierendengruppe lernte zu Silvester 1945/46 ihren späteren Ehemann kennen. Ihre zwischen 1937 und August 1956 unternommenen Bergpartien hat Helga Wenninger in 14 detailliert geführten „Fahrtenbücher“ verzeichnet. Eingetragen sind darin auch vereinzelt Urlaube an der Adria. Diese Fahrtenbücher sind ein kleiner Teil ihres enorm umfangreichen schriftlichen Nachlasses.

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Helga Wenninger in den 1940er-Jahren am Gosaugletscher im Dachsteinmassiv in Oberösterreich (SFN NL 262 I)
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Eine Doppelseite im „Sonntagsbuch“ von Lilli Weber Wehle mit Fotografien beim Schifahren am Semmering in der Steiermark 1913 (SFN NL 21 II)

Lilli Weber-Wehle (geb. 1894; SFN NL 21 II) wuchs im liberalen Wiener Großbürgertum auf. Sie besuchte die Reformschule von Eugenie Schwarzwald und bereits im Teenagerinnenalter war sie Schiläuferin und Mitglied in mehreren der neu gegründeten Wintersportvereinen. Nach ihrer Heirat 1913 mit einem Angestellten führte sie kurze Zeit „Das Sonntagsbuch“, in dem sie die gemeinsamen Wander- und Schiausflüge mit dem Ehemann eintrug, den sie ebenfalls für den Bergsport zu begeistern versuchte

Auszüge aus dem „Sonntagsbuch“

(…) Die „Hohe Wand“

Sonntag den 19. Oktober [1913] haben wir unsere erste Partie gemacht. (…) Mein Burschi [der Ehemann] ist der Einzige, der an Schwindel leidet. Er kann nicht bis zum Rand vorgehen & will auch nicht, daß wir es tun. Wir necken & frozzeln ihn ein bisschen, aber mir tuts weh, daß mein Burschi zu dem ich mit Stolz & Verehrung aufblicke, solch kleinliche Schwächen zeigt. Ich bin sehr energisch fast grob mit ihm & nachher ist’s mir wieder sehr leid aber Ängstlichkeit war mir von jeher zuwider. Nachdem er mich beschworen ja befohlen hat, mich anzuhalten, nehmen wir den steilen Felssteig, der erst nach rechts, dann in Windungen geht & gelangen ganz bequem hinab. (…)

 

Die Rax

Samstag 31. Oktober (1913) (…) Und nun nach der größten Kletterstrecke ein schmaler Pfad der sich nach rechts biegt und ich (es ist gar nicht nett von mir) alles vergessend, voll Erwartung eile schneller, schneller voraus & stehe oben auf dem Kurzgrasigen Boden vor mir steht das Karl Ludwig Schutzhaus, der Wind saust & braust um mich, ich bin oben, hab Dich erreicht, langersehnte vielgenannte, schöne mächtige Rax.

Und nun ruf ich meinem Burschi, er antwortet nicht & erschreckt eile ich zurück & find ihn auf dem letzten Stück Weges. Er ist bös, daß ich voraus eilte. Verzeih mir Burschi, ich war voll Sehnsucht das Neue zu sehen, warum kamst Du nicht schneller. Und in mir singts & klagts. Burschi, sind [sind] wir denn nicht immer beisammen, nicht immer nah, auch wenn ich einmal ein Stückel voraus eile? (…)

 

Louise Otto-Peters Archiv

Reasons why women young and old should climb mountains
Gerda Lerner

Reasons why women
young and old
should climb mountains:

The rocks require
neither support
nor service.

Surefootedness is only
the balance between
that which is possible
and that which might have been.

It easier on the rocks:
they do not pretend
to false kindness.

Rocks are what they are
that’s all. Their indifference
sometimes supports,

Sometimes rebuffs. Endurance
and frozen passion come
to the same hard end.

Keller, Renata: Warum Frauen Berge besteigen sollten. Eine Reise durch das Leben und Werk von Dr. Gerda Lerner. Fridolfing: Absolut Medien 2016, ISBN 978-3-8488-4052-6 (Dokumentation 90 Min.)

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Keller, Renata: Warum Frauen Berge besteigen sollten. Eine Reise durch das Leben und Werk von Dr. Gerda Lerner. Fridolfing: Absolut Medien 2016, ISBN 978-3-8488-4052-6 (Dokumentation 90 Min.)

Die Metaphern von Bergen, Trittsicherheit, steinigen und unwegsamen Gelände verwendete die feministische Historikerin, Autorin und soziale Reformerin Dr. Gerda Lerner (1920–2013), um Frauen jeden Alters kurzum zu raten: „Don’t go the easy way”. Dass sie sich selbst daran hielt, davon zeugt die Dokumentation Warum Frauen Berge besteigen sollten, wofür die Regisseurin Renata Keller Dr. Gerda Lerner ein Jahr vor ihrem Tod als Interviewpartnerin gewinnen konnte. Dr. Lerner blickt auf ihr bewegtes Leben zurück – als jüdische Emigrantin im Exil der USA engagierte sie sich in der Bürgerrechtsbewegung und widmete sich dem Teil der Vergangenheit, der weit bis ins 20. Jahrhundert vom traditionellen Geschichtsdiskurs unbeachtet blieb: der Vergangenheit von Frauen. 1986 schrieb Sie den feministischen Klassiker Die Entstehung des Patriarchats und begründete damit die Frauengeschichtsschreibung. Ironischerweise beginnt ihr Leben und Werk selbst dem Vergessen anheim zu fallen. Der Film möchte das verhindern und zeigt, wie sie zu ihrer Lebensaufgabe kam und mit welchem Engagement und Können sie (nicht nur metaphorisch) Gipfel erklomm.

LIESELLE

Im Zusammenhang mit dem kurdischen Befreiungskrieg ist vom „in die Berge gehen“ die Rede, wenn sich jemand der kurdischen Guerilla anschließt. In diesem Falle ist es Carla Solina, geboren in Norditalien, deren „Weg in die Berge“ sie Mitte der 1990er-Jahre nach Südkurdistan führt. Dort lebte, kämpfte und arbeitete sie ein Jahr lang eng mit der kurdischen Guerilla zusammen. Ihre Erfahrungen hält sie fotografisch, sowie in Form von Berichten in diesem Buch fest. Die Lesenden erhalten mit Hilfe von ausführlichen Interviews einen Einblick in die Lebensbedingungen der Kämpfer*innen. Ihr Augenmerk richtet sich vor allem auf die kurdischen Frauen und ihre wesentliche Rolle im kurdischen Befreiungskampf und auch den inneren Kampf der Frauen, welchen die Kurdinnen innerhalb der patriarchalen Strukturen in der kurdischen Gesellschaft führen, lässt sie nicht außen vor.

Herausgegeben wurde das Buch übrigens vom Verlag Edition Mezopotamya, welcher im Februar 2019 durch den deutschen Staat verboten wurde. Unterstellt wird dem Verlag nämlich eine Unterorganisation der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) zu sein. Der Verlag veröffentlichte Bücher zur kurdischen Geschichte, zur kurdischen Frauenbewegung, Romane und vieles mehr in verschiedenen Sprachen. Um der Zensur entgegenzuwirken, machten die Verlage edition 8, Mandelbaum Verlag undUnrast Verlag einige wichtige deutschsprachige Titel in einer Gemeinschaftsedition wieder zugänglich

Bildunterschrift
Solina, Carla: Der Weg in die Berge. Eine Frau bei der kurdischen Freiheitsbewegung, Hamburg, 1997.

STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung

Bildunterschrift
Impr.: n. v., Wien, o. J. [ca. 1980], A3 quer - AT-STICHWORT, Sign.: I P 24

1980 wurde im 9. Bezirk in Wien das Uni-Frauenzentrum eröffnet. Das kleine Plakat stammt aus dieser Zeit. In den beengten Räumen entstand dann ab 1983 das Archiv der Neuen Frauenbewegung, seit 1990 ist der Name STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung. Passend zur Adresse Berggasse 5/24 gab sich das Archiv um 1990 ein Motto:
„Unmögliches, das heißt, das Mögliche von übermorgen, wird ordentlich als Unordnung empfunden und ist nur auf Bergen denkbar.“
(Irmtraud Morgner, Amanda. Ein Hexenroman. Berlin: Aufbau, 1999, S. 115)
PS: Das erste Grazer Frauenzentrum wirkte von 1977-1981 in einer Bergmanngasse 6.

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