Haupt-Seiteninhalt

54. Jahrestagung,
Adresse

Berlin

3.–5. Mai 2019
Text

Vom 3. bis 5. Mai 2019 fand im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin die 54. i.d.a.-Tagung statt. Rund 70 Teilnehmer*innen aus den 41 i.d.a.-Einrichtungen waren dabei.

Tragfähige Struktur

Margit Hauser, i.d.a.-Vorstand vom Archiv Stichwort in Wien, eröffnete die Tagung. Martina von Bassewitz, Leiterin des Referats Teilhabe und Medien im Bundesfrauenministerium (BMFSFJ), warf in ihrem Grußwort auch einen Blick zurück. Sie erinnerte daran, dass das BMFSFJ schon einige Jahre die i.d.a.-Tagung förderte, als 2013 im Koalitionsvertrag der Bundesregierung das Ziel formuliert wurde, ein Digitales Deutsches Frauenarchiv aufzubauen.

 

Damit das DDF Realität wird, engagiert sich das BMFSFJ als Projektförderer seit Juli 2016 bis Dezember 2019 und entwickelte mit i.d.a. als Träger, DDF-Servicestelle und -Projektefonds eine Struktur, die sich als tragfähig erwiesen hat: Im September 2018 konnte das DDF seinen Onlinegang feiern. Dabei präsentierten sich die i.d.a.-Einrichtungen nicht nur durch das neue digitale Archiv, sondern im Rahmen der Feministischen Sommeruni mit einem Programm, das Bewegungsgeschichte lebendig werden ließ. Ein voller Erfolg!

Offener Raum

Am Beginn jeder i.d.a.-Tagung steht eine Vorstellungsrunde, in der die i.d.a.-Mitglieder aus ihrer Praxis berichten. Im Zentrum der Tagung stand diesesmal ein Open Space. Als Moderatorin wurde Bettina Lobenberg gewonnen. Sie öffnete am Freitagabend den Raum für den Open Space und erläuterte die Regeln, z.B. ,Vorbei ist vorbei‘ oder ,Das Gesetz der zwei Füße‘. Im Kern bedeuten sie: Anstatt die Verantwortung für Themen und Inhalte an ein festes Programm und Expert*innen zu delegieren, übernimmt beim Open Space jede*r zu jeder Zeit Verantwortung dafür, was sie*er wie, wo, wann diskutieren will. Und siehe da: Nach der Einführung füllten die i.d.a.-Mitglieder die Agenda. 

 

Auf diese Weise wurden in wechselnden kleinen Runden intensiv und fokussiert rund 25 Themen (!) diskutiert. Nicht nur Fülle und Vielfalt wirkten inspirierend, sondern auch die ,Erlaubnis‘, die eigene Rolle immer wieder neu zu justieren: Ein Open Space macht es möglich, dass nicht die Uhrzeit eine Debatte beendet, sondern die Teilnehmenden entscheiden, wann sie zu einer Debatte stoßen oder sie verlassen, ob sie sich von Ort zu Ort bewegen oder in selbst gewählten Pausen ins Gespräch kommen.

Themenstrauß

Der Open Space zeigte, wie vielfältig die Facharbeit in den i.d.a.-Einrichtungen ist. Themen waren z.B. der Austausch über Archivbestände, die Vermittlung von Frauenbewegungsgeschichte in der Schule oder Interviews mit Zeitzeug*innen, aber auch die Frage, wie diese Facharbeit finanziert werden kann, z.B. durch Förder*innen oder Crowdfunding.



Deutlich wurde, dass die Digitalisierung den Alltag in i.d.a.-Einrichtungen prägt. So war der Einsatz von Social Media mehrfach Thema, u.a. bei der Frage, wie i.d.a. den angloamerikanischen  Women´s History Month stärker in den deutschsprachigen Raum tragen kann. Weitere Themen waren die Verbesserung des Austauschs über das interne i.d.a.-Webportal, die Digitalisierung analoger Nachlässe oder die Archivierung von digitalem Content.



Ein weiterer Strang waren Identitätspolitiken, die i.d.a.-Einrichtungen ebenso bewegen, wie die feministischen Bewegungen, die sie dokumentieren und deren Teil sie sind. Stichworte waren hier Frauenräume, Trans*feindlichkeit, weiße Dominanzkultur oder Generationendialoge.



Wie können feministische Archive gemeinsam gegen rechts agieren, lautete eine Frage zur politischen Positionierung, eine andere: Wie vernetzt sich der i.d.a.-Dachverband weiterhin international? Auch die Umsetzung von DDF-Projekten stand beim Open Space punktuell auf der Agenda: Arbeitsprozesse wurden ausgewertet oder die Weiterentwicklung der META-Datenbank, die Herzstück des DDF-Portals ist, diskutiert. Nicht zuletzt zeigte auch die Frage nach den Begriffen zu den Ereignissen 1989/90 – Revolution, Wende, Umbruch, Anschluss – schlaglichtartig, dass die Bibliotheks- und Archivarbeit der i.d.a.-Einrichtungen bis hin zur Verschlagwortung von Beständen eine politische ist.



In allen Gesprächsrunden entstanden Protokolle, die den Mitgliedern digital zur Verfügung stehen, um Debatten fortzusetzen und Praxistransfers zu unterstützen.

Mitgliederversammlung

Am dritten und letzten Tag fand die i.d.a.-Mitgliederversammlung statt. Der Vorstand präsentierte den Jahresabschluss 2018 von Verein und DDF-Projekt. Neben dem Vorstand steht dabei auch die i.d.a.-Fachkommission Rede und Antwort: In diesem Gremium beraten i.d.a.-Mitglieder die Arbeit der DDF-Geschäftsstelle kontinuierlich bei regelmäßigen Treffen. Die Geschäftsstelle berichtet in jedem Quartal an das Gremium.



Nach der Debatte wurde der Vorstand entlastet. Er stellte sich erneut zur Wahl und wurde von den i.d.a.-Mitgliedern gewählt.

Staffelstab

Zwei Führungen rundeten das Tagungsprogramm ab: Am Freitagabend konnte das Gerda-Schimpf-Archiv besucht werden. Am Sonntag lud Sabine Krusen ein zum Stadtspaziergang zu FrauenGeschichte(n) rund um den Volkspark Friedrichshain.



Organisiert wurde die Tagung wie bereits 2018 vom Berliner Netzwerk der i.d.a.-Einrichtungen. Damit ein Open Space gelingt, braucht es eine sehr gute Vorbereitung, damit der Raum wirklich offen wird, die Konzentration auf den Themen liegt – und nicht auf der ungeübten (freien) Struktur. Der Aufwand des Netzwerks war hoch, aber der Blick auf den Themenstrauß zeigt: Er hat sich gelohnt! Nun geht der Staffelstab an i.d.a.-Einrichtungen in Frankfurt, wo im Frühjahr 2020 die i.d.a.-Jahrestagung stattfinden wird. Text und mehr Fotos gibt es auf dem

 Blog des DDF

Bild
Teilnehmerinnen an der Jahrestagung
Quelle: Digitales Deutsches Frauenarchiv / Cordula Jurczyk. Lizenz CC BY 4.0

Teilen auf