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Eis

Teasertext

Unser Monatsthema im Januar ist Eis, denn wir sind mitten im Winter und in der Regel sollte es jetzt kalt, kälter, eisig sein. Doch was hat Eis mit Feminismus und Emanzipation zu tun? Wir zeigen es euch mit unseren Beständen zum Thema.

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Auch wenn es diesen Januar bisher anders aussieht, wir haben Winter und eine Sache, die dieser in der Regel mit sich bringt, ist natürlich Eis.
Wir haben in unseren Beständen alles zum Thema gesichtet und sind begeistert, welche Vielfalt an Beiträgen zusammengekommen ist.

Vom Rezeptbuch einer wichtigen Frauenrechtlerin zu Frauenprotestaktionen der 1980er Jahre, über  gesellschaftliche Diskurse der 90er Jahre zur (fehlenden) lesbischen Sichtbarkeit im Wintersport der 2000er – das Thema Eis ist feministischer, als viele glauben.  
Wie und warum, das zeigt die Auswahl an Materialien aus unseren i.d.a.-Einrichtungen.

STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung

Bildunterschrift
Pyramide der Gewalt. Protestaktion beim Frauenwiderstandscamp im Hunsrück, Sommer '84 (Postkarte, 10 x 15 cm), 1984, Fotografin: n. v. - AT-STICHWORT, Sign. I F 856, Rechte vorbehalten

 

Die Fotopostkarte zeigt eine Protestaktion, die im Rahmen des Frauenwiderstandscamps im Hunsrück 1984 vor dem Rathaus von Kirchberg im Hunsrück stattgefunden hat. Diese Camps fanden von 1983 bis 1993 jährlich statt, siehe hier. Motto des Camps 1984 war „Frauenmacht gegen Männergewalt, Kriegsvorbereitung und Cruise Missiles“.
Die Pyramide wurde offensichtlich aus überklebten Kisten aufgebaut, auf denen verschiedene Formen der Gewalt gegen Frauen benannt werden. Darüber halten zwei Frauen ein Transparent mit der Aufschrift „Vergewaltigung und Mord sind nur die Spitze des Eisbergs. Frauen wehren wir uns!“. Daneben schlägt eine Frau eine Blechtrommel.
Das Thema ist auch nach fast 40 Jahren hoch aktuell. Zwar werden die heute Femizide genannten Morde an Frauen in der Öffentlichkeit klar verurteilt, das System der Gewalt in seiner Gesamtheit bleibt dabei jedoch weitgehend unbenannt.
Das Foto, vermutlich von einer der Beteiligten aufgenommen, wurde als Postkarte gedruckt; diese wurde, wie eine handschriftliche Notiz auf der Rückseite vermuten lässt, vielleicht auf weiteren Hunsrück-Camps und wahrscheinlich in deutschen Frauenbuchhandlungen verkauft. Die Karte gelangte nach Graz, wo sie im feministischen Archiv DOKU Graz zuerst einer ähnlichen Aktion von Grazerinnen 1986 zugeordnet wurde – wobei die vor der Uni Graz errichtete Pyramide möglicherweise von jener im Hunsrück inspiriert worden war. Die Grazer Pyramide wurde jedenfalls binnen Stunden durch einen Brandanschlag zerstört … Wie lange die Pyramide der Hunsrück-Campfrauen stehen durfte, ist uns nicht bekannt.
Die Karte befindet sich durch Übernahme des DOKU Graz-Archivs heute im Bestand von STICHWORT.

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ausZeiten. Bildung, Information, Forschung und Kommunikation für Frauen e.V.

Es war DIE Frage in den 1990er Jahren: Ist sie’s oder ist sie’s nicht?
Hinter der spielerischen Frage lag der ernsthafte Wunsch, dass es so viele Frauen wie möglich geben möge, die sich den Erwartungen einer heteronormativen Gesellschaft verweigern. Frauen, die Frauen begehren.   
Aber woran erkennt frau das, wenn die Andere nicht gerade eine Andere küsst? Oder die Andere an ihrem Eis schlecken lässt? Wenn sie ganz autonom für sich auftritt?
Auf all diese existentiellen Fragen gibt Birgit Kiupel bereits 1996 eine gestrichelte Antwort, wie sie anschaulicher kaum sein könnte. Wo anders als im Eiscafé kommt dann auch die ganz Wahrheit ans Tageslicht.
Birgit Kiupels Comic Isses oder isses nich?Das Lesbenratespiel findet sich in Heft 13 der radikalfeministischen Lesbenzeitschrift IHRSINN mit dem Schwerpunktthema In aller Öffentlichkeit. Heft 13 der IHRSINN findet sich neben weiteren 27 Ausgaben der IHRSINN im feministischen Archiv ausZeiten in Bochum.  
Dort kann auch in zahlreichen anderen Lesbenzeitschriften recherchiert werden, die mit dem Beginn der Neuen Frauen- und Lesbenbewegungen in vielen Ländern dieser Welt von feministischen Lesben gegründet wurden.

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Bildunterschrift
Isses oder isses nich? Comic von Birgit Kiupel, in: IHRSINN Heft 13/96, S.70-71, hier S. 70. Rechte vorbehalten.
Bildunterschrift
Isses oder isses nich? Comic von Birgit Kiupel, in: IHRSINN Heft 13/96, S.70-71, hier S. 71. Rechte vorbehalten.

Frauenmediaturm

Vorbild und Vorurteil: lesbische Wintersportlerinnen

„Oft fuhren wir mit den alten Schlitten der Männer, mit denen sie keine Rennen mehr bestreiten wollen,“ erzählt die Schweizer Bob-Weltmeisterin Katharina Suttner im 2020 erschienenen Buch über lesbische Spitzensportlerinnen (Rufli et al. 2020, 30). 28 lesbische Sportlerinnen kommen darin zu Wort und erzählen von ihren Erfahrungen im Sport. Natürlich auch Frauen, deren Sport nur in Eis und Schnee funktioniert: Bob, Snowboard und Ski.
Bevor Frauen überhaupt bei offiziellen Wettbewerben mitstreiten durften, war Katharina Suttner vom Bobfahren begeistert, und das, obwohl Bobfahrerinnen in den 1990er Jahren als Sportlerinnen zweiter Klasse behandelt wurden: Sie bekamen Second-Hands-Bobs, Trainer, die es „bei den Männern nicht geschafft hatten“ und Naturalpreise wie Waschmittel oder Haushaltsgeräte. 2001 wurde Suttner Weltmeisterin und 2002 durften Frauen erstmals auch bei der Olympiade Bob fahren. Zwei Jahre später lernte sie ihre langjährige Partnerin Sabina Hafner kennen. Diese erzählt im Buch über ihre Angst in den frühen 2000ern, wegen ihrer Sexualität Sponsoren zu verlieren. Als mahnendes Beispiel stand den Sportlerinnen die Tennisspielerin Billie Jean King vor Augen. Sie hatte 1981 binnen 24 Stunden all ihre Sponsoren verloren, nachdem sie aus Angst vor einem drohenden Zwangsouting mit ihrer Sexualität an die Öffentlichkeit getreten war. Sabina und Katharina hielten ihre Beziehung geheim. Doch den Verbandsverantwortlichen reichte auch der Verdacht: auf die Vermutung hin, dass sie ein Paar seien, verweigerten sie den beiden die Zusammenarbeit für die Olympiade 2006, obwohl sie das schnellste Team waren. Katharina blieb zuhause und Sabina trat ohne sie an. Als Sabina 2018 für die Olympiade nach Pyeongchang reiste, war ihre Liebe zu Katharina dann zum Glück kein Geheimnis mehr.
Weitere lesbische Wintersportlerinnen erzählen dem Autorinnenquintett von ihren Erlebnissen im Sport. So berichten die Snowboardfahrerinnen Isabel Jud, Simona Meiler, und Carla Somaini davon, was es heißt, als lesbische Sportlerin in Ländern anzutreten, in denen Homosexualität nach wie vor strafrechtlich verfolgt und gesellschaftlich geächtet wird und dort umherzureisen.
Lange herrschte über frauenliebende Sportlerinnen eisiges Schweigen; dem wirkt das Werk Vorbild und Vorurteil entgegen.

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LE.11.360 Corinne Rufli, Marianne Meier, Monika Hofmann, Seraina Degen und Jeannine Borer (Hrsg.). 2020. Vorbild und Vorurteil. Lesbische Sportlerinnen erzählen. Baden: Hier und Jetzt. Rechte vorbehalten.

AddF - Archiv der deutschen Frauenbewegung

Bildunterschrift
Lina Morgenstern, Illustriertes Universal-Kochbuch für Gesunde und Kranke, Leipzig 1897. Bestand AddF. Rechte vorbehalten.

Unser Beitrag zum Thema Eis kommt von Lina Morgenstern - Gründerin des Hausfrauenvereins, radikale Frauenrechtlerin, Truppenversorgerin und Pazifistin.

Sie initiierte 1866 die erste Berliner Volksküche, um die in Folge des deutsch-österreichischen Krieges verarmte Bevölkerung mit guter Ernährung für wenig Geld zu unterstützen. Die Einrichtung war durch Spenden ermöglicht worden und im Großeinkauf konnten Lebensmittel günstig erworben werden; die Zubereitung wurde von angestellten Köchinnen und ehrenamtlichen Helferinnen organisiert. Die Mahlzeiten konnten zum Selbstkostenpreis erstanden werden; bis in die 1890er Jahre waren in Berlin 15 Volksküchen entstanden.
Lina Morgenstern war als ‚Suppenlina‘ stadtbekannt geworden – ein Label, das in der historischen Wahrnehmung bis heute geblieben ist, was diesem organisatorischen Multitalent und ihrer damaligen Bedeutung aber nicht wirklich gerecht wird.

Lina Morgenstern hat zahllose Vereine und Aktionen organisiert und schrieb hauswirtschaftliche Fachbücher und Biographien, politische Essays, Kinderbücher, Lyrik, drei Bände über Frauen im 19. Jahrhundert , ein zweiteiliges Werk über Frauenarbeit in Deutschland und gab Zeitschriften und Kalender heraus. Außerdem war sie Verfasserin mehrerer Kochbücher.

„Illustriertes Universal-Kochbuch für Gesunde und Kranke“ heißt ein 1887 erschienenes Kochbuch von Lina Morgenstern – darin: sechs Rezeptseiten für Eiscreme und Sorbets - zusammengefasst unter dem Kapitelnamen „Gefrornes“. Mit dabei sind Klassiker wie Vanilleeis, Pistazien- und Schokoladeneis, diverse Fruchteise und Fürst Pückler Eis. Aber auch interessante Sorten wie Pumpernickeleis, „Gefrorener Pudding à la Nesselrode“ und „Gefrorenes à la Chateaubriand“ sind hier zu finden. Außerdem gibt sie Anleitung, welche Geräte für die Herstellung benötigt werden und wie man beim Eismachen vorgehen soll. Vielleicht ist auch für den Gaumen von heute das ein – oder andere Rezept dabei. Probiert es doch mal aus!

Und wenn ihr mehr über Lina Morgenstern und ihre frauenrechtlerischen Tätigkeiten erfahren wollt: auf unserer Website findet ihr ein Dossier über Lina Morgenstern. Lest hier gerne mehr über sie.

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Bildunterschrift
Lina Morgenstern, Illustriertes Universal-Kochbuch für Gesunde und Kranke, Leipzig 1897. Bestand AddF, hier S. 571. Rechte vorbehalten.
Bildunterschrift
Lina Morgenstern, Illustriertes Universal-Kochbuch für Gesunde und Kranke, Leipzig 1897, hier S. 572-573. Bestand AddF. Rechte vorbehalten.

 

Bildunterschrift
Lina Morgenstern, Illustriertes Universal-Kochbuch für Gesunde und Kranke, Leipzig 1897, hier S. 574-575. Bestand AddF. Rechte vorbehalten.
Bildunterschrift
Lina Morgenstern, Illustriertes Universal-Kochbuch für Gesunde und Kranke, Leipzig 1897, hier S. 576. Bestand AddF. Rechte vorbehalten.

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